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Ausgleichszölle auf chinesische Elektroautos: Chance für EU offen, nachhaltig, und entschlossen zu agieren

Die Europäische Union erhebt ab dem 4. Juli 2024 vorläufige Ausgleichszölle in Höhe von 21 Prozent auf aus China importierte batteriebetriebene Elektrofahrzeuge (BEV). Dieser Schritt folgt einer Untersuchung, die Beweise für WTO-widrige Subventionen für chinesische BEVs erbracht hat. Die EU ist damit der letzte große Markt, der neue Handelsschranken gegen chinesische BEVs errichtet. Die Einfuhr chinesischer Kraftfahrzeuge könnte deutlich zurückgehen, die Preise für E-Autos dürften sich dennoch langfristig kaum ändern. Für die EU könnte es jetzt besonders vorteilhaft sein, ihre Zollpolitik auch gegenüber anderen WTO-Mitgliedern anzupassen.

Das Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW Kiel), das Österreichische Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO) und das Supply Chain Intelligence Institute Austria (ASCII) zeigen anhand von Simulationen eines Handelsmodells (des KITE-Modells) mit vielen Ländern und Sektoren, dass durch die ab dem 4. Juli 2024 geltenden vorläufigen Ausgleichzölle, die Einfuhren von Kraftfahrzeugen aus China um 42 Prozent zurückgehen werden. Dieser Rückgang wird größtenteils durch höhere Verkäufe europäischer Produzenten in der EU und teilweise durch höhere Einfuhren aus Drittländern ausgeglichen. Die Autopreise werden durch die Ausgleichszölle langfristig aber nur geringfügig beeinflusst. So könnten in der EU die Preise für Elektroautos um durchschnittlich 0.3 bis 0.9% steigen und in China sinken. Kurzfristig könnten diese Effekte größer sein.

„Die Wertschöpfung in der EU-Autoindustrie wird voraussichtlich um 0,4 Prozent steigen, während sie in China um 0,6 Prozent sinken wird“, sagt Julian Hinz, Forschungsdirektor Handelspolitik am IfW Kiel und Mitautor des heute erschienen Kiel Policy Briefs „Tariffs on Chinese EVs and retaliatory measures“. Die erwartete Wohlstanderhöhung in den meisten EU-Ländern wird mit weniger als 0,01 Prozentpunkten kaum spürbar sein.

Bestehende Einfuhrzölle abschaffen?

Unabhängig von den jetzt beschlossenen Ausgleichszöllen, erhebt die EU Einfuhrzölle in Höhe von 10% auf Pkw aus WTO-Mitgliedsländern, mit denen sie kein Freihandelsabkommen geschlossen hat. Wenn die EU diese Zölle auf batteriebetriebene Elektrofahrzeuge auf null senkt, könnten die Preise in der EU um bis zu 0,8% zurückgehen. Gleichzeitig würden die Pkw-Einfuhren aus China nur um rund 20% abnehmen, während die Einfuhren aus Drittländern um gut 1% steigen würden. „Der Wohlstand in der EU erhöht sich stärker als beim reinen Ausgleichszollszenario und die grüne Transformation wird günstiger dank mehr fairem Handel“, so Julian Hinz.

„Damit könnte die EU vorführen, was die neue handelspolitische Doktrin, der zufolge die Handelspolitik ‚offen, nachhaltig und entschlossen‘ zu sein hat, in der Praxis bedeutet“, ordnet Gabriel Felbermayr, Direktor des Österreichischen Institutes für Wirtschaftsforschung (WIFO) und Mitautor des Kiel Policy Briefs, ein. „Die EU setzt sich mit den Ausgleichszöllen für das multilaterale Handelssystem und gleiche Wettbewerbsbedingungen ein. Andererseits könnte sie durch ein Entgegenkommen bei den bestehenden Einfuhrzöllen zeigen, dass sie auch die Leistbarkeit von Elektroautos und die grüne Transformation im Blick behält.

Zölle auf Schweinefleisch mit geringen Effekten

„Prinzipiell reagiert die EU zu Recht mit Ausgleichzöllen auf die verzerrenden Handelspraktiken Chinas“, sagt Gabriel Felbermayr. „Gleichzeitig sollte die EU alles tun, um ein Verhandlungsergebnis zu erzielen, und Eskalationsspiralen zu vermeiden. Dafür ist bis Anfang November 2024 Zeit, dann würden die definitiven Zölle verhängt werden. Bis dahin muss die Kommission auch die in manchen Mitgliedsstaaten existierenden Zweifel an ihrer Methode ausräumen und gegebenenfalls die Ausgleichszölle anpassen“.

China hat als Reaktion bereits angekündigt, die Anwendung von Antidumpingzöllen in Höhe von 50% auf Schweinefleischlieferungen aus der EU zu untersuchen. Das wäre für Schweinebauern vor allem in Dänemark, Spanien und Deutschland unangenehm. Weil die Exporte aber seit einigen Jahren deutlich sinken, würde diese Maßnahme wohl nur geringe Auswirkungen auf den Wohlstand in der EU haben. Felbermayr: „Mit Gegenzöllen, ob sie nun legitim sind oder nicht, war zu rechnen. Dass China bisher aber keine schärferen Waffen zückt, zeigt, dass es verhandlungsbereit ist.“

Der Kiel Policy Brief, 177 von Felbermayr, G., Friesenbichler, K. Hinz, J., Mahlkow, H. ist unter https://www.ifw-kiel.de/publications/time-to-be-open-sustainable-and-assertive-tariffs-on-chinese-bevs-and-retaliatory-measures-33083/ als freier Download verfügbar.

Österreichs Exportwirtschaft im Mai: Vorerst noch keine Anzeichen für eine Trendwende

Der neue FIW Trade Indicator des BMAW liefert eine fundierte Einschätzung der aktuellen Lage des österreichischen Warenaußenhandels

Seit April 2024 publiziert das BMAW auf der FIW-Website monatlich aktuelle und qualitativ hochwertige Schätzungen für nominelle, reale und saisonbereinigte Warenaußenhandelsdaten auf Basis eines vom Institut für Höhere Studien entwickelten ökonometrischen Modells. Dadurch stehen aktuelle Prognosen (sog. Nowcasts) des monatlichen Außenhandels Österreichs – mit einem Vorsprung von mehr als zwei Monaten gegenüber den Veröffentlichungen der Statistik Austria – zur Verfügung. Neben den nominellen Werten weist der FIW Trade Indicator auch preisbereinigte reale Werte aus. Diese realen Außenhandelsdaten geben einen exakten Eindruck über die tatsächlichen Wohlfahrtssteigerungen Österreichs durch den Außenhandel, sie sind zudem saison- und arbeitstagbereinigt. Dadurch unterscheiden sich die Nowcasts von den von Statistik Austria publizierten unbereinigten, nominellen Werten. Im laufenden Jahr wies beispielsweise der Februar aufgrund des Schaltjahres einen zusätzlichen Arbeitstag auf. Folglich zeichnete der von Statistik Austria für dieses Monat veröffentlichte Wert ein geschöntes Bild der tatsächlichen Außenhandelsentwicklung.

Österreichs Außenhandel schwächelt im Mai weiterhin

Der seit einem Jahr rückläufige Welthandel hemmt die Performance der österreichischen Exportwirtschaft. Im März war der Welthandel laut CPB Trade Monitor mit -0,8% weiterhin gegenüber dem Vorjahresmonat rückläufig, wobei sich die Lage im Euroraum noch ungünstiger darstellt (Exporte -2,9%). Nach einem vergleichsweise erfolgreichen Jahr 2023 sind die realen, saisonbereinigten Warenexporte laut dem FIW Trade Indicator im ersten Quartal 2024 um -2,1% gegenüber dem Vorjahresquartal zurückgegangen. Die realen, saisonbereinigten Warenimporte sind sogar um -12,1% eingebrochen.

Die schwache Dynamik des FIW Trade Indicator in den Monaten April und Mai weist nicht auf eine kurzfristige Belebung der Auslandsnachfrage im Laufe des zweiten Quartals hin. Die Nowcasts für die realen Warenexporte gingen um -1,0% bzw. -1.9% gegenüber dem jeweiligen Vormonat zurück. Auch die realen Warenimporte sind in den beiden Monaten gegenüber dem Vormonat mit -1,0% bzw. -2,4% wieder stärker zurückgegangen, sodass der Einbruch gegenüber dem Vorjahresmonat im Durchschnitt bei beachtlichen -11,3% zu liegen kommt, was die schwache Binnenkonjunktur widerspiegelt.

Den FIW Trade Indicator finden Sie unter https://www.fiw.ac.at/fiw-trade-indicator/

Rückfragen bitte an:         

Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft
Abteilung V/7
Dr. Ulrich Schuh
Tel.: +43 664 856 8410
ulrich.schuh@bmaw.gv.at

Neuer FIW Trade Indicator des BMAW liefert erste Schätzungen des österreichischen Warenaußenhandels für das 1. Quartal

Ab April 2024 publiziert das BMAW auf der FIW-Website monatlich aktuelle und qualitativ hochwertige Schätzungen für nominelle, reale und saisonbereinigte Warenaußenhandelsdaten auf Basis eines vom Institut für Höhere Studien entwickelten ökonometrischen Modells. Dadurch stehen aktuelle Prognosen (sog. Nowcasts) des monatlichen Außenhandels Österreichs – mit einem Vorsprung von mehr als zwei Monaten gegenüber den Veröffentlichungen der Statistik Austria – zur Verfügung. Neben den nominellen Werten weist der FIW Trade Indicator auch preisbereinigte reale Werte aus. Diese realen Außenhandelsdaten geben einen exakten Eindruck über die tatsächlichen Wohlfahrtssteigerungen Österreichs durch den Außenhandel, sie sind zudem saison- und arbeitstagbereinigt. Dadurch unterscheiden sich die Nowcasts von den von Statistik Austria publizierten, unbereinigten, nominellen Werten. So fielen beispielsweise die Osterfeiertage heuer – im Unterschied zum Vorjahr -–in den März. Dies resultiert bei den offiziellen unbereinigten Zeitreihen zu einem scheinbaren Rückgang der Wachstumsraten des Warenaußenhandels im März und zu einem scheinbaren Anstieg im April. Diese Verzerrung wird beim FIW Trade Indicator vermieden.

Den FIW Trade Indicator finden Sie unter https://www.fiw.ac.at/fiw-trade-indicator/


Call for Papers: 7. Workshop on International Economic Networks (WIEN)

Venue: Universität Wien
Datum: 5.-6. Juli 2024

Organisator:innen: Pol Antràs (Harvard), Alejandro Cuñat (University of Vienna), and Kalina Manova (UCL) Keynote Speakers: Lorenzo Caliendo (Yale) and Paola Conconi (Oxford)

Im Anschluss an die ersten sechs Ausgaben von WIEN wird die Universität Wien erneut Gastgeber einer zweitägigen Tagung sein, die Ökonom:innen mit Interesse an internationaler Wirtschaft, globalen Wertschöpfungsketten und Wirtschaftsgeographie zusammenbringt. Der Workshop wird in der wunderschönen Sky-Lounge der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften und Statistik der Universität Wien stattfinden, mit Blick auf das Stadtzentrum. Um in das Programm aufgenommen zu werden, müssen die Beiträge im PDF-Format an Frau Birgit Buschbom (buschbom@wiiw.ac.at) bis Dienstag, 2. April 2024 eingereicht werden. Die ausgewählten Autor:innen werden Anfang April benachrichtigt. Die Organisatoren sind besonders an Beiträgen von Nachwuchswissenschaftlern interessiert, einschließlich Doktoranden und Doktoranden und Forscher:innen, die gerade ihre Doktorarbeit abgeschlossen haben. In diesem Sinne würden wir es begrüßen, wenn Sie diesen Call for Papers an Ihre jüngeren Kollegen, ehemaligen Studenten und derzeitigen Doktoranden weiterleiten. Wie in den vergangenen Ausgaben, werden wir uns bei der Auswahl der Referenten aktiv um Vielfalt bemühen. Den Teilnehmern wird eine Unterkunft im Zentrum von Wien zur Verfügung gestellt, und die Flugkosten  für die Vortragenden werden im Rahmen der universitären Budgetrichtlinien erstattet.  

Die Konferenz wird großzügig von der Heinrich Graf Hardegg’sche Stiftung, FIW, Universität Wien, wiiw und dem UKRI’s Economic and Social Research Council unterstützt.

Download PDF

Neuer FIW Trade Indicator veröffentlicht

„Wir brauchen aktuelle Daten, um einen genauen Eindruck der Wachstumsraten unseres Warenaußenhandels und somit die Wohlfahrtssteigerung Österreichs und die konjunkturellen Tendenzen im Außenhandel zeitnah beurteilen zu können.“, erklärte Arbeits- und Wirtschaftsminister Martin Kocher.

Deshalb hat das Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft (BMAW) das Institut für Höhere Studien (IHS) beauftragt, mit ökonometrischen Methoden und zeitaktuellen Daten einen Nowcast der Entwicklung des österreichischen Warenaußenhandels zu erstellen.

Ab April 2024 wird das BMAW monatlich aktuelle und qualitativ hochwertige Schätzungen für den österreichischen Warenverkehr im abgelaufenen Monat veröffentlichen. Neben den nominellen Werten weist der FIW Trade Indicator auch preis- und saisonbereinigte Werte aus, die Verzerrungen durch saisonale Einflüsse und Feiertage ausschalten und eine zeitnahe Beurteilung der konjunkturellen Tendenzen im Außenhandel erlauben. Dadurch stehen erstmals zeitnahe belastbare Prognosen des österreichischen Außenhandels zur Verfügung. Zum Vergleich: Die Statistik Austria publiziert die ersten vorläufigen Daten zu nominellen Warenexporten und -importen mit einer Zeitverzögerung von mehr als zwei Monaten.

Den FIW Trade Indicator finden Sie ab sofort auf der FIW-Website unter der Rubrik Daten.

FIW-Spotlight: Prognose des Warenaußenhandels 2023 und 2024

Der massive Preisauftrieb und Energiepreisschock des Vorjahres sowie ein kräftiger Abbau von Vorsichtslagern schwächen 2023 die weltweite Industrieproduktion und den Welthandel. Zusätzlich sorgen der Inflationsabstand Österreichs zu wichtigen Handelspartnern und die Aufwertung des Euro für eine Verschlechterung der preislichen Wettbewerbsposition. Trotzdem expandierten die österreichischen Warenexporte im ersten Halbjahr 2023 mit 3,9% (real) kräftig und Marktanteile in wichtigen Märkten konnten ausgeweitet werden. Die Exportdynamik wird sich in der zweiten Jahreshälfte deutlich einbremsen und für das Gesamtjahr 2023 wird ein Wachstum der Warenexporte von rund 1,5% (real) erwartet. Im Jahr 2024 dürften die Exporte um 2,5% (real) zulegen. Das Handelsbilanzdefizit im Warenaußenhandel wird sich im Jahr 2023 mit -10,3 Mrd. € auf die Hälfte des Vorjahreswertes reduzieren. Dazu trägt auch die Verbesserung der Terms-of-Trade dank eines Rückgangs bei den Energiepreisen bei. Die Hauptergebnisse der Außenhandelsprognose sind in Übersicht 1 zusammenfassend dargestellt.

Globale Wirtschaftsleistung verliert an Schwung und dämpft das Wachstum österreichischer Exportmärkte

Die weltwirtschaftliche Entwicklung verlor zuletzt deutlich an Schwung (siehe Abbildung 1.1). Sie wird von einer Schwäche der globalen Industrieproduktion begleitet, die sich auch auf den weltweiten Warenhandel durchschlägt. Davon ist vor allem Deutschland betroffen. Für den wichtigsten Handelspartner Österreichs ist im Jahr 2023 mit einer Rezession zu rechnen (‑0,6%), im kommenden Jahr wird sich die Wirtschaftsleistung Deutschlands leicht erholen (+1,2%). Die Konjunktur wird in Europa zusätzlich durch eine hohe Inflation sowie steigende Zinsen infolge der restriktiven Geldpolitik belastet. Gleichzeitig nahm die Nachfrage in China nach dem Auslaufen der Öffnungseffekte im Frühjahr 2023 deutlich ab. Die weltweite Industrieproduktion und der Warenhandel sinken aber auch vor allem in Folge des Abbaus von Vorsichtslagern, die in den Jahren davor aufgrund von drohenden Lieferknappheiten sowie Lieferausfällen bei Energie aufgebaut wurden. Dämpfende Effekte gehen aber auch von der Rückverschiebung der weltweiten Konsumstruktur von einem ‑ coronabedingt ‑ verstärkten Warenkonsum zum vermehrten Dienstleistungskonsum aus.  Die Wachstumsaussichten werden sich erst mit dem fortgeschrittenen Abbau der erhöhten Lagerbestände im nächsten Jahr wieder verbessern. Zudem deuten die meisten derzeit vorliegenden Prognosen einen weiteren Rückgang der Inflation für das Jahr 2024 an. Belastend für die Weltkonjunktur dürften im kommenden Jahr 2024 die weiterhin restriktive Geldpolitik sowie die schwache Wirtschaftsentwicklung in China wirken. In den USA blieb die Konjunktur bisher stabil und vor allem vom privaten Konsum gestützt. Für das Jahr 2024 wird aber auch in den USA eine Abschwächung des Wirtschaftswachstums prognostiziert, vor allem weil die Impulse aus dem privaten Konsum abklingen.

Inflationsdifferenzial zum Ausland und Aufwertung des Euro verschlechtern die preisliche Wettbewerbsposition

Unter diesen internationalen Rahmenbedingungen werden die österreichischen Exportmärkte (das „österreichische Marktwachstum“) heuer vor allem aufgrund der schwachen Importnachfrage Deutschlands und der mittel- und osteuropäischen Länder mit 0,4% schrumpfen und dürften sich im Jahr 2024 mit +3,2% erholen (Abbildung 1.3). Zusätzlich sorgen der Inflationsabstand Österreichs zu wichtigen Handelspartnern sowie die Aufwertung des Euro im Prognosezeitraum für eine Verschlechterung der preislichen Wettbewerbsposition (Abbildung 1.3). Vor allem im Jahr 2023 ist der Preisanstieg gemessen am Verbraucherpreisindex deutlich höher als bei Vergleichsländern des Euro-Raums (Abbildung 2.1). Dieses Inflationsdifferenzial dürfte 2024 schrumpfen, aber weiterhin bestehen bleiben. Diesem Bild entsprechend schätzen die heimischen Industrieunternehmen ihre Wettbewerbsposition im Vergleich zu Konkurrenten in der EU aber insbesondere im Vergleich zur Konkurrenz außerhalb der EU erneut deutlich schlechter ein (Abbildung 2.4). Historische Tiefststände erreichen die Einschätzungen zur Wettbewerbsposition vor allem bei Vorleistungsgüter- und Konsumgüterbranchen, während sie in der Investitionsgüterbranche verzögert und weniger stark einbrechen. Allerdings ist ein Effekt auf die Exporte und Marktanteile Österreichs in den Daten für das erste Halbjahr 2023 noch nicht ablesbar.

Trotz widriger Umstände robuste Entwicklung der Warenexporte und Marktanteilsgewinne im ersten Halbjahr 2023

Die österreichische Exportwirtschaft erwies sich im ersten Halbjahr 2023 angesichts der negativen Einflüsse als robust und konnte sogar Marktanteile in wichtigen Märkten gewinnen. Sie ist weniger vom Nachfrageeinbruch bei Vorprodukten im Zuge des Lagerabbaus betroffen und konnte in speziellen Nischen ihre Wettbewerbsfähigkeit erhalten. Die Entwicklung der österreichischen Produzentenpreise im Ausland legt auch eine relativ zu den Handelspartnern moderate Überwälzung der Kostensteigerungen im Inland auf die österreichischen Exportpreise nahe, vermutlich zulasten von Unternehmensgewinnen. Der Zuwachs der Exporte von Waren erreichte laut vorläufigen Daten der Außenhandelsstatistik im ersten Halbjahr 2023 6,1% zu laufenden Preisen (nominell) und 3,9% zu konstanten Preisen (real) (Abbildung 3). Als wichtigste Wachstumstreiber erwiesen sich dabei die Ausfuhren von Investitionsgütern (Maschinen und Fahrzeuge). Die (nominelle) Marktanteilsentwicklung in der ersten Jahreshälfte 2023 zeigt Zugewinne von 10,2% gegenüber dem Vorjahreszeitraum, vor allem dank kräftiger Ausfuhren von Maschinen nach Deutschland und in die USA. Gemessen an den Exporten des Euro‑Raums stiegen die Marktanteile Österreichs um 3,4%1).

Pessimistischer Ausblick für die zweite Jahreshälfte 2023, aber mäßige Erholung im kommenden Jahr

Allerdings vermitteln Unternehmenseinschätzungen im WIFO-Konjunkturtest einen pessimistischen Ausblick für die zweite Jahreshälfte 2023 (Abbildungen 4.1, 4.2). Die Beurteilung der Exportaufträge verschlechtert sich seit der Mai‑Umfrage. Die Exporterwartungen wurden in den Sommermonaten ebenfalls deutlich zurückgeschraubt und erholten sich auch in der letzten Umfrage im Oktober kaum. Dabei hat sich vor allem die Stimmung in den Investitionsgüterbranchen eingetrübt und damit gerade in jenen Bereichen der Exportwirtschaft, die das Exportwachstum bisher getragen haben. Damit sollte sich die Exportdynamik im zweiten Halbjahr 2023 einbremsen und die Exporterfolge aus dem ersten Halbjahr deutlich schmälern. Für das Gesamtjahr 2023 ist ein Wachstum der Warenexporte von rund 1,5% (real) zu erwarten (Abbildung 5.1). Angesichts der Annahme, dass sich die internationale Konjunktur 2024 bessert, kann mit einer Erholung im Verlauf des kommenden Jahres gerechnet werden. Die Warenexporte dürften 2024 um 2,5% (real) zulegen. Allerdings wird der nunmehr verzögert einsetzende Rückgang der Investitionsgüternachfrage bis in das Jahr 2024 hineinreichen und den auf Investitionsgüter spezialisierten österreichischen Exportunternehmen kaum Raum für weitere Marktanteilsgewinne geben.

Die Warenimporte spiegeln die Schwäche der heimischen Industrieproduktion und den Abbau der Vorsichtslager bei Energie und Industrierohstoffen, die im Vorjahr aufgebaut wurden. Zudem macht sich auch der Einbruch insbesondere im Konsum sogenannter dauerhafter Konsumgüter bemerkbar2). Auch dies ist zum Teil der Normalisierung der Konsumstruktur nach der COVID-19-Krise geschuldet. Für das Jahr 2023 wird mit einem Rückgang der Einfuhren um fast 2% (real) gerechnet, 2024 dürften sich die Importe mit einem Zuwachs von 2,3% (real) wieder erholen (Abbildung 5.1). Das Handelsbilanzdefizit im Warenaußenhandel wird sich aufgrund der schwachen Importentwicklung deutlich verbessern und sich im Jahr 2023 mit ‑10,3 Mrd. € auf die Hälfte des Vorjahreswertes reduzieren (Abbildung 5.2). Wesentlich für den Außenhandel ist aber auch die Verbesserung der Terms-of-Trade, das Verhältnis der Export- zu den Importpreise. Diese hatten sich 2022 im Zuge der Rohstoff- und Energieteuerungen – insbesondere aufgrund des höheren Energieanteils bei den Importen – drastisch verschlechtert und die österreichische Handelsbilanz stark belastet. Der Rückgang der Energiepreise (vor allem bei Erdgas) im heurigen Jahr löste jedoch eine Gegenbewegung aus. Der große Preisdruck aus dem Ausland über die Rohstoffpreise wird nach derzeitiger Prognose weiter nachlassen, auch der Anstieg der Produzentenpreise der im Ausland verkauften Waren Österreichs sowie wichtiger Handelspartner in der EU hat sich weiter abgeschwächt. 2023 und 2024 verbessern sich die Terms-of-Trade damit wieder (2023 um +1,5% und 2024 um +0,5%), aber weniger deutlich, als sie sich 2022 verschlechtert hatten (-5,0%) (Abbildung 5.3). Auch mittelfristig bleiben wichtige importierte Rohstoffe wie Erdgas und Rohöl teurer.

Die Prognose geht davon aus, dass es zu keiner weiteren Eskalation des Angriffskrieges Russlands gegen die Ukraine kommt, genügend Erdgasvorräte über den Winter aufgebaut wurden und ein vollständiger Erdgaslieferstopp Russlands nach Europa weiterhin ausgeschlossen werden kann. Diesbezügliche Risiken bleiben aber bestehen und Verknappungen könnten neuerliche Preissteigerungen auslösen und die Inflation weiter befeuern. Zusätzliche Unsicherheit und geopolitisches Risiko verbirgt sich auch im kürzlich entbrannten Nahost-Konflikt zwischen Israel und der Hamas, sofern sich der Konflikt ausbreitet und weitergehende Spannungen im Nahen Osten die Produktion und den Transport von Öl gefährden. Wird all dies nicht schlagend, könnte sich umgekehrt auch ein schnellerer Rückgang der Inflation als in der Prognose unterstellt ergeben, der den Spielraum für Leitzinssenkungen eröffnet und positive Impulse für die Weltkonjunktur bringen würde.

Autorin:

Dr. Yvonne Wolfmayr ist Senior Economist der Forschungsgruppe „Industrie-, Innovations- und internationale Ökonomie“ des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung (WIFO). Von 2013 bis 2016 war sie Stellvertretende Leiterin des WIFO. Das Studium der Volkswirtschaftslehre absolvierte sie an der Universität Wien und promovierte and der Universität Innsbruck. Auslandsaufenthalte an renommierten Universitäten in den USA (University of California, Los Angeles, und Stanford University) begleiteten ihre Laufbahn seither. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in der empirischen Analyse internationaler Handelsfragen, einschließlich ausländischer Direktinvestitionen. Die Erstellung der Außenhandelsprognose zählt zu ihren regelmäßigen Aktivitäten am WIFO.


  1. Die Entwicklung nomineller Marktanteilen reflektiert auch Preis- und Wechselkursveränderungen. Wird der Marktanteil im Vergleich zu Ländern des gleichen Währungsraums berechnet, wird der Wechselkurseffekt in diesem Vergleich ausgeschaltet. ↩︎
  2. Zu den dauerhaften Konsumgütern zählen z. B. Möbel, Sportgeräte, Fahrräder, Kühlschränke oder Waschmaschinen. ↩︎

2. Call for Papers – FIW-Research Conference 2024

16th FIW-Research Conference

‘International Economics

Vienna, 22nd-23rd February 2024

Extended Deadline: 30th October 2023

OUTLINE

Der Forschungsscwerpunkt Internationale Wirtschaft kündigt seine 16. Forschungskonferenz „International Economics“ an und lädt zur Einreichung von (vollständigen) Workping Papers ein, die auf der Konferenz präsentiert werden sollen.
Das Hauptziel der Konferenz ist es, Wirtschaftswissenschaftlern, die auf dem Gebiet der „Internationalen Wirtschaft“ arbeiten, eine Plattform zu bieten, um aktuelle Forschungsergebnisse zu präsentieren.
Beiträge von Doktoranden, jungen Fakultätsmitgliedern und jungen Forschern in ähnlichen Positionen sind besonders willkommen, da die Konferenz junge Wirtschaftswissenschaftler unterstützen und ermutigen soll, indem sie ihnen die Möglichkeit gibt, ihre Arbeit sowohl anderen jungen Wirtschaftswissenschaftlern als auch erfahrenen älteren Forschern vorzustellen.
Die Konferenz soll auch Forscher und politische Entscheidungsträger zusammenbringen, um ein Forum für Diskussionen darüber zu bieten, wie empirische Erkenntnisse effektiver in die aktuelle Wirtschaftspolitik einfließen können.

TIME & LOCATION

Die 16. FIW-Forschungskonferenz findet am Donnerstag, 22. Februar 2024 und Freitag, 23. Februar 2024 an der Wirtschaftsuniversität Wien (WU Wien), Welthandelsplatz 1, 1020 Wien statt.

PAPER SUBMISSION

Wir bitten um die Einreichung von (vollständigen) Arbeitspapieren zu allen Themen aus dem Bereich der Internationalen Wirtschaft.
Bitte reichen Sie Ihre Arbeitspapiere über https://conference2024.fiw.ac.at
bis zum 30. Oktober 2023 ein.

Die Auswahlentscheidungen werden im Dezember 2023 bekannt gegeben.

AWARDS
Es werden zwei Preise für die besten Beiträge zur Forschungskonferenz vergeben – der ‚Best Conference Paper Award 24′ und der ‚Young Economist Award 24‚. Jeder Preis ist mit 1000 € dotiert.
Der ‚Young Economist Award 24‘ ist für Doktoranden, junge Fakultätsmitglieder und junge Forscher in ähnlichen Positionen bestimmt. Um für diesen Preis in Frage zu kommen, müssen alle Autoren der Arbeit zum Zeitpunkt der Einreichung 34 Jahre oder jünger sein.

TOPICS COVERED

Das allgemeine Thema der Konferenz ist „Internationale Wirtschaft“. Dazu gehören unter anderem internationaler Handel, internationale Faktorbewegungen, wirtschaftliche Integration, Auswirkungen internationaler Wirtschaftsaktivitäten auf den Klimawandel, Handelspolitik, internationale Handelsorganisationen, Wirtschaftswachstum offener Volkswirtschaften, multinationale Unternehmen, globale Wertschöpfungsketten, internationale Makroökonomie und andere verwandte Bereiche

ORGANISATION

Die 16. FIW-Forschungskonferenz „Internationale Wirtschaft“ wird vom FIW mit Unterstützung des Programmkomitees und der österreichischen Bundesministerien für Bildung, Wissenschaft und Forschung (BMBFW) und für Arbeit und Wirtschaft (BMAW) organisiert.

ABOUT FIW

Das FIW – Forschungsschwerpunkt Internationale Wirtschaft (https://www.fiw.ac.at) ist eine Kooperation zwischen der Wirtschaftsuniversität Wien (WU), der Universität Wien, der Johannes Kepler Universität Linz und der Universität Innsbruck, dem WIFO, dem wiiw und dem WSR. Das FIW bedankt sich für die finanzielle Unterstützung durch die österreichischen Bundesministerien für Bildung, Forschung und Wissenschaft (BMBFW) und Arbeit und Wirtschaft (BMAW).

Program Committee

Harald Oberhofer (FIW, WU Vienna, WIFO)
Julia Bachtrögler-Unger (WIFO)
Marta Bisztray (KTRK, Budapest)
Jesus Crespo-Cuaresma (WU Vienna)
Alejandro Cunat (University of Vienna)
Peter Egger (ETH Zürich)
Katharina Erhardt (HHU Düsseldorf, DICE)
Harald Fadinger (University of Mannheim)
Gabriel Felbermayr (WIFO, WU Vienna)
Lisandra Flach (LMU Munich)
Michael Irlacher (JKU Linz)
Inga Heiland (University of Oslo)
Mario Holzner (wiiw)
Mario Larch (University of Bayreuth)
Dalia Marin (TU Munich)
Karin Mayr-Dorn (JKU Linz)
Birgit Meyer (WIFO)
Katrin Rabitsch (WU Vienna)
Michael Pfaffermayr (University of Innsbruck)
Robert Stehrer (wiiw)
Roman Stöllinger (TU Delft)
Joschka Wanner (University of Würzburg)
Yvonne Wolfmayr (WIFO)

Fragen können an fiw-pb@fiw.ac.at oder alexander.hudetz@wifo.ac.at gerichtet werden.
Das Konferenzprogramm wird auf https://www.fiw.ac.at und https://conference2024.fiw.ac.at veröffentlicht.
Die Teilnahme an der FIW-Forschungskonferenz ist kostenlos.
Die Konferenzsprache ist Englisch. Reisekosten werden nicht rückerstattet.

Download Call for Papers (PDF)


Förderpreis für Frauen in der Wirtschaftsforschung

FIW Award für PhD-Thesen im Bereich International Economics

Einreichfrist 15. November 2023

Im Rahmen des Kompetenzzentrums „Forschungsschwerpunkt Internationale Wirtschaft“ wird der „FIW Award“ als Förderung für exzellente Nachwuchswissenschaftlerinnen im Forschungsbereich International Economics ausgeschrieben.

Der Preis richtet sich an qualifizierte Wissenschaftlerinnen bis zu einer Altersgrenze von 35 Jahren, die PhD-Thesen an einer österreichischen Universität im Bereich „International Economics“ verfasst haben oder an österreichische Staatsbürgerinnen, die ihre Abschlussarbeit an einer Universität im Ausland verfasst haben.

Der „FIW Award“ hat das Ziel, hervorragende Forschungsarbeiten von Frauen sichtbar zu machen und zu prämieren. Frauen sollen damit motiviert werden, eine wissenschaftliche Karriere einzuschlagen.

Die Höhe des Förderpreises beträgt insgesamt € 5.000,00 und kann auf mehrere Nachwuchswissenschaftlerinnen aufgeteilt werden. Die konkrete Aufteilung der Preisgelder richtet sich nach Qualität und Anzahl der Einreichungen. 

Gefördert werden theoretische, empirische und wirtschaftspolitische Abschlussarbeiten zu folgenden Themen:

Außenwirtschaft, Direktinvestitionen, Entwicklungsökonomie, Europäische Integration, Geoökonomie, Globalisierung, internationale Finanzmärkte, internationale Handels- und Finanzinstitutionen, internationale Makroökonomik, internationale Wirtschaftsentwicklung, internationaler Handel, internationaler Wettbewerb, multinationale Unternehmen,
Umweltfolgen von internationalen wirtschaftlichen Aktivitäten, volkswirtschaftliche Effekte von Migration, Wechselkursregime¸ bzw. ähnliche Themen.

Für die Bewertung der Einreichungen sind folgende Kriterien maßgebend:

Einreichungen senden Sie bitte an: fiw-pb@fiw.at

Einreichfrist verlängert: 15. November 2023

Download PDF (Deutsch)

Download PDF (Englisch)

Call for Proposals – Studie zur Analyse der Effekte der EU-Handelsabkommen mit Australien und Neuseeland

Die Abteilung V/7 „Handels- sowie wettbewerbspolitische Analysen und Strategien“ des Bundesministeriums für Arbeit und Wirtschaft lädt zur Einsendung von Proposals für eine Studie ein:

Studienthema: Analyse der Effekte der EU-Handelsabkommen mit Australien und Neuseeland

Deadline für Einreichungen: 29. Oktober 2023

Kontakt: POST.V7_22@bmaw.gv.at

Beilage 1: Terms of Reference – Analyse der Effekte der EU-Handelsabkommen mit Australien und Neuseeland

Beilage 2: Allgemeine Vertragsbedingungen für Werkverträge des BMAW

Für inhaltliche Fragen zu dieser Studienausschreibung wenden Sie sich bitte direkt an die angegebene Kontaktadresse des BMAW.