KITE-Modell

ein modernes quantitatives Handelsmodell zur Analyse von Politikoptionen für die österreichische Außenhandelsforschung.

Das KITE-Modell bietet ein Instrument zur Simulation und Schätzung verschiedener Arten von (handels-)politischen Veränderungen. Das zugrundeliegende Modell basiert auf einem berechenbaren allgemeinen Gleichgewichtsmodell (CGE), das gemeinhin als „New Quantitative Trade Model“ bezeichnet wird. Das Modell wurde ursprünglich von Caliendo & Parro (2015) entwickelt. Sie erstellten eine Multisektor-Version des ricardianischen Handelsmodells von Eaton & Kortum (2002), in dem die Länder je nach ihrem relativen komparativen Vorteil sowohl im Inland als auch international produzieren und verkaufen. Das Modell erweitert diesen Rahmen, indem es umfangreiche intra- und internationale Input-Output-Verknüpfungen zulässt, in die Waren und Dienstleistungen sowohl als End- als auch als Zwischenprodukte eingehen können. Handelspolitik wird durch die Verschärfung oder Lockerung von Handelsbeschränkungen in Form von Zöllen und nicht-tarifären Maßnahmen betrieben.

Das Modell wurde inzwischen ausgiebig zur Bewertung von (Frei)Handelsabkommen (z.B. NAFTA, TTIP) und Handelskonflikten (z.B. Handelsembargos), dem Handelskrieg zwischen den USA und China, der Entkopplung von Wertschöpfungsketten und Wirtschaftssanktionen (z.B. Sanktionen gegen Russland, NATO-Sanktionen) verwendet. Es leitet die wirtschaftlichen Folgen für Produktion, Wertschöpfung und Wohlfahrt auf der Grundlage vordefinierter Szenarien ab, die die zu bewertenden politischen Maßnahmen spezifizieren. Das Modell erlaubt die Nutzung verschiedener Arten von Datenquellen, die bei der Konstruktion der zugrunde liegenden Modellvariablen und/oder Parameter verwendet werden können.

Das KITE-Modell wird ständig aktualisiert, um seine Effizienz zu verbessern und/oder den zugrunde liegenden Rahmen zu erweitern. Zu den aktuellen Projekten gehören die Implementierung von CO2-Fußabdrücken in der Produktion oder die Einführung des Faktors Land in die Produktionsfunktion.

Mögliche Mitwirkung:

Das KITE-Modell wird vom WIFO gemeinsam mit dem Kieler Institut für Weltwirtscharft gepflegt und ständig weiterentwickelt. Die Kooperation mit dem IfW Kiel ist als „Forschungshub“ organisiert, so dass sich auch ausgewiesene ForscherInnen von außerhalb dieser Institutionen einbringen können und unter bestimmten Bedingungen Zugriff auf die Modellressourcen erhalten, dies gilt insbesondere für die Forschungs-Community des FIW-Projekts.

Es wird erwartet, dass externe Nutzer:innen mit Forscher:innen des Kernteams kooperieren und Beiträge zur Weiterentwicklung des KITE-Modells leisten.

Kontakt: Bei Interesse an einer Nutzung und Weiterentwicklung des KITE-Modells kontaktieren Sie bitte Herrn Hendrik Mahlkow unter hendrik.mahlkow@wifo.ac.at

Die Etablierung und Bereitstellung des KITE-Modells in Österreich wird durch das Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft gefördert.

Forschungsergebnisse und Anwendungsbeispiele:

  • Felbermayr, G., Mahlkow, H. & Sandkamp, A. Cutting through the value chain: the long-run effects of decoupling the East from the West. Empirica 50, 75–108 (2023). https://doi.org/10.1007/s10663-022-09561-w.
  • Eppinger, P., Felbermayr, G., Krebs, O., and B. Kukharskyy, 2023. Decoupling GlobalValue Chains, R&R International Economic Review (IER).
  • Chowdhry, S., Hinz, J., Kamin, K., and J. Wanner, 2023. Brothers in arms: The value of coalitions in sanctions regimes, forthcoming Economic Policy.
  • Mahlkow, H et al, 2023. Long-Run Impacts of the Conflict in Ukraine on Food Security in Africa, R&R African Development Review.
  • Hinz, J., Chowdhry, S., Jacobs, A., & Thiele, R. (2022). Effects of the AfCFTA for German and European Companies. IfW Kiel, https://www.ifw-kiel.de/de/publikationen/effects-of-the-afcfta-for-german-and-european-companies-26112/.