FIW Policy Briefs | 2009-12

FIW-PB 2 Neue Schatten des Protektionismus und die Rolle multinationaler Firmen

Zusammenfassung:
Wie in vergangenen Rezessionen verursachte auch die Wirtschaftskrise 2008-2009 Spannungen im internationalen Handelssystem. Allerdings spielen diesmal Importzölle, das klassische Instrument, um eigene Industries vor ausländischer Konkurrenz zu schützen, keine bedeutende Rolle, vor allem nicht in den Industriestaaten. Die WTO-Bestimmungen haben sich diesbezüglich als effizienter Schutz gegen ein Abgleiten in eine protektionistische Handelspolitik erwiesen. In anderen Politikbereichen hingegen, etwa bei Beihilfen und WTO-Schutzmaßnahmen, fällt die Bilanz gemischt aus. Obwohl von keinem ausufernden Subventionswettlauf die Rede sein kann, sind massive staatliche Interventionen in der Automobilindustrie zu verzeichnen. Diese kamen vorwiegend führenden multinationalen Unternehmen zugute, die ihre internationale Präsenz und Mobilität dazu nutzen, bei verschiedenen nationalen Regierungen öffentliche Unterstützungen für sich herauszuschlagen. Weder nationalen Regierungen noch der WTO ist es gelungen, kostspielige Subventionen zu verhindern. Tatsächlich dürften sich Regierungen in einem internationalen Subventionswettbewerb befinden, der von globalen Autoproduzenten initiiert wurde. Dies führte auch dazu, dass sich die Automobilindustrie über die existierenden internationalen Beihilfebestimmungen hinwegsetzen konnte. Dies stellt keinen klassischen Protektionismus zugunsten nationaler Unternehmen dar, sondern eine neue Abwandlung bei der international agierende Firmen lokale Unterstützung für ihre globalen Operationen suchen und dabei Regierungen gegeneinander ausspielen und in einen Subventionswettlauf verstricken.

Joseph Francois (JKU Linz / wiiw) & Roman Stöllinger (wiiw)
Neue Schatten des Protektionismus und die Rolle multinationaler Firmen
FIW-Policy Brief Nr. 3
Dezember 2009
Sprache: Deutsch


Abstract:
As in past recessions, the 2008-2009 economic crisis caused tensions in the international trading system. This time, however, import tariffs, the classic instrument for protecting one’s own industries from foreign competition, did not play a significant role, especially in the industrialized countries. In this respect, WTO rules have proven to be an effective safeguard against a slide into protectionist trade policies. In other policy areas, however, such as subsidies and WTO safeguards, the record is mixed. Although there can be no talk of a rampant subsidy race, massive state intervention in the automotive industry has been recorded. These have mainly benefited leading multinational companies, which use their international presence and mobility to extract public support for themselves from various national governments. Neither national governments nor the WTO have been able to prevent costly subsidies. In fact, governments are likely to find themselves in an international subsidy competition initiated by global car producers. This has also allowed the auto industry to flout existing international state aid rules. This is not classic protectionism in favor of national companies, but a new variation in which internationally active companies seek local support for their global operations, playing governments off against each other and engaging in a subsidy race.

Joseph Francois (JKU Linz / wiiw) & Roman Stöllinger (wiiw).
New Shadows of Protectionism and the Role of Multinational Firms
FIW Policy Brief No. 3
December 2009
Language: German