FIW Policy Briefs | 2018-12

FIW-PB 43 Die Evolution und Bedeutung „moderner“ EU-Freihandelsabkommen

  • Autoren: J. Grübler, R. Stöllinger

Zusammenfassung:
Die Verabschiedung des Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommens (GATT), die Gründungsschritte in Richtung Europäische Union und der Beginn der Entkolonialisierung Afrikas liegen zeitlich sehr eng beieinander. So prägten die EU und ihre sukzessiven Erweiterungen von Anbeginn das Präferenzsystem der Welthandelsorganisation für Entwicklungsländer als auch die globale Verbreitung von Freihandelsabkommen. Letztere wird beschleunigt durch den Stillstand in den multilateralen Verhandlungen der „Doha-Entwicklungsrunde“ der Welthandelsorganisation (WTO) und in jüngster Vergangenheit durch den Rückzug der USA aus mega-regionalen Verhandlungen, aufflammende Handelskriege und gegen das Welthandelssystem gerichtete Drohungen. Bereits heute findet 40% des Handels der EU und 45% des österreichischen Handels mit Drittstaaten mit Partnerländern innerhalb des Rahmens eines Freihandelsabkommens statt. Sollten alle aktuellen Verhandlungen tatsächlich zu einem Abschluss kommen, würden 80% der Extra-EU-Handelsflüsse der EU und Österreichs über bi- oder plurilaterale FHA geregelt. Der Umfang der Abkommen variiert erheblich und zielt insbesondere bei der jüngeren Generation der EU-Abkommen nicht nur auf Reduktionen von Zöllen und Handelshemmnissen, sondern verstärkt auf die Harmonisierung von Standards ab. Da unterschiedliche Regulierungen (z.B. im Gesundheits- oder Umweltbereich) teilweise auf unterschiedliche Präferenzen der Bürger und Bürgerinnen zurückzuführen sind, ist davon auszugehen, dass der optimale Grad an Handelsliberalisierung und wirtschaftlicher Integration nach Partnerländern variiert.

Roman Stöllinger (wiiw) & Julia Grübler (wiiw)
Die Evolution und Bedeutung „moderner“ EU-Freihandelsabkommen
FIW-Policy Brief 43
Dezember 2018
Sprache: Deutsch


Abstract:
The adoption of the General Agreement on Tariffs and Trade (GATT), the founding steps toward the European Union and the beginning of the decolonization of Africa are very close in time. Thus, from the very beginning, the EU and its successive enlargements shaped the preferential system of the World Trade Organization for developing countries as well as the global spread of free trade agreements. The latter is accelerated by the stalemate in the multilateral negotiations of the World Trade Organization’s (WTO) „Doha Development Round“ and, more recently, by the U.S. withdrawal from mega-regional negotiations, flared trade wars and threats directed against the world trading system. Already today, 40% of EU and 45% of Austrian trade with third countries takes place with partner countries within the framework of a free trade agreement. If all current negotiations were actually concluded, 80% of the extra-EU trade flows of the EU and Austria would be regulated through bi- or plurilateral FTAs. The scope of the agreements varies considerably and, especially in the case of the younger generation of EU agreements, aims not only at reductions of tariffs and trade barriers, but increasingly at the harmonization of standards. Since different regulations (e.g. in the health or environmental sector) are partly due to different preferences of citizens, it can be assumed that the optimal degree of trade liberalization and economic integration varies by partner country.

Roman Stöllinger (wiiw) & Julia Grübler (wiiw).
The Evolution and Significance of „Modern“ EU Free Trade Agreements.
FIW Policy Brief 43
December 2018
Language: German