Trotz der verfassungsmäßigen Absicherung der Gleichstellung von Frauen und Männern und des Konsensus, diese zu erreichen, bestehen in Österreich nach wie vor große Unterschiede in soziökonomischen Merkmalen. Diese betreffen etwa die Erwerbsbeteiligung als auch die Höhe von Löhnen und Gehälter (Böheim, Fink & Zulehner, 2023). Diese Unterschiede können zum Teil durch Faktoren wie die ungleiche Verteilung von Familienarbeit zwischen den Geschlechtern erklärt werden. Dennoch bleibt eine Restgröße, die auf ein gewisse „Diskriminierung“ von Frauen im Erwerbsleben und am Arbeitsmarkt hinweist.
Da Frauen auf dem Arbeitsmarkt häufig weniger flexibel sind, kann die Globalisierung das Lohngefälle zwischen den Geschlechtern noch verschärfen. Internationalisierte Unternehmen könnten die Flexibilität der Arbeitskräfte höher wertschätzen als nur im Inland tätige Unternehmen, was für Frauen aufgrund von Care-Arbeit oftmals ein Nachteil ist. In der Literatur wird auf den stärkeren internationalen Wettbewerb verwiesen, weshalb Exporteure von ihren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern oftmals ein größeres Maß an Engagement und mehr Flexibilität verlangen (Kvande, 2009, Bøler, Javorcik & Ulltveit-Moe, 2018).
Die Internationalisierung kann jedoch auch ein Faktor für die Verringerung des Lohngefälles zwischen Männern und Frauen sein. Eine stärkere Beteiligung am internationalen Handel schafft Wachstumspotentiale, die eine höhere Nachfrage – auch nach Frauen am Arbeitsmarkt – generieren. Dies könnte zu einer stärkeren Erwerbsbeteiligung von Frauen führen (Oostendorp, 2009). Dieses Spotlight gibt einen ersten Eindruck über die Arbeitsmarktpartizipation von Frauen in international tätigen österreichischen Unternehmen auf Basis von erstmalig für die wissenschaftliche Forschung verfügbaren Registerdaten der amtlichen Statistik von 2013-2019.
Der Frauenanteil in österreichischen Unternehmen ist im Dienstleistungsbereich deutlich höher als in der Industrie oder im Baugewerbe. Dies gilt sowohl für exportierende als auch für nur im Inland tätige Unternehmen. Unter Berücksichtigung von Branchen-, Größen- und Produktivitätsunterschieden zwischen Unternehmen zeigt sich, dass exportierende Unternehmen im Durchschnitt einen rund 3.5 Prozentpunkte höheren Frauenanteil aufweisen als vergleichbare Unternehmen, die nur am heimischen Markt aktiv sind. Zu ähnlichen Ergebnisse kommt auch eine kürzlich veröffentlichte Studie der OECD (2023) für ausländische Direktinvestitionen in Österreich. Österreichische Exportunternehmen mit Handelspartnern in weit entfernten Ländern weisen einen um etwas 6-8% höheren Frauenanteil auf (siehe Abbildung 1). Es bestehen aufgrund von Zeitzonendifferenzen höhere Flexibilitätsanforderungen, um die Erreichbarkeit per Telefon und E-Mail sowie technische Unterstützung und Zusammenarbeit zu gewährleisten.
Anmerkung: Durchschnittlicher Frauenanteil nach Unternehmenstyp, 2013-2019. „+/- 4h Exporter“ umfassen alle Unternehmen, mit überwiegenden Exportdestinationen mit einer Zeitzonendifferenz von mindestens 4 Stunden. Ausreißer ausgeschlossen.
Quelle: Austrian Micro Data Center, Statistik Austria, 2013-2019. WIFO Darstellung.
Anmerkung: Durchschnittliche Teilzeitbeschäftigungsquote nach Unternehmenstyp, 2013-2019. „+/- 4h Exporter“ umfassen alle Unternehmen, mit überwiegenden Exportdestinationen mit einer Zeitzonendifferenz von mindestens 4 Stunden. Ausreißer ausgeschlossen.
Quelle: Austrian Micro Data Center, Statistik Austria, 2013-2019. WIFO Darstellung.
Bei der Teilzeitbeschäftigung zeigt sich, dass mit ansteigenden Flexibilitätsanforderungen von den Beschäftigten die Teilzeitquote sinkt. Die gilt insbesondere für Frauen (siehe Abbildung 2). Bei Zeitzonenunterschieden von mehr als 4 Stunden ist es bei einer durchschnittlicher täglicher Teilzeitarbeitszeit von 4 Stunden schwierig, überschneidende Arbeitszeiten mit entfernten Geschäftspartnern zu finden. Daraus ergibt sich, dass in international aktiven Unternehmen mehr Frauen in Vollzeit beschäftigt sind. Dies gilt auch für Mütter mit Kindern im Vorschulalter. So können Frauen ihre Qualifikationen und Kompetenzen besser einbringen und Berufserfahrungen aufbauen.
Demgegenüber steigt die Teilzeitquote der Männer in exportorientierenden Unternehmen – wenn auch auf sehr niedrigem Niveau. Dies deutet darauf hin, dass Unternehmen, die im internationalen Wettbewerb stehen, zwar höhere Flexibilitätsanforderungen haben, gleichzeitig aber auch mehr Flexibilität ermöglichen, etwa bei den Arbeitsbedingungen, der Arbeitszeitgestaltung oder der individuellen Arbeitsorganisation
Anmerkung: Durchschnittliche unbereinigte Vollzeitlöhne von 2013-2019 nach Unternehmenstypen.Ausreißer ausgeschlossen.
Quelle: Austrian Micro Data Center, Statistik Austria, 2013-2019. WIFO Darstellung.
Auch beim Einkommen profitieren Frauen von höheren Vollzeitlöhnen und -gehältern in exportorientierten Unternehmen. Als Vergleich werden Unternehmen herangezogen, die ausschließlich am heimischen Markt aktiv sind (siehe Abbildung 3). Allerdings ist der Lohnaufschlag in exportierenden Unternehmen höher für Männer als für Frauen, wodurch sich der geschlechtsspezifische, unbereinigte Lohnunterschied vergrößert. Im Durchschnitt verdienten Frauen über den Zeithorizont von 2013-2019 rund 21 Prozent weniger als Männer in exportierenden Unternehmen, während Frauen in nur am inländischen Markt aktiven Unternehmen „nur“ 18 Prozent weniger als Männer verdienten.
Somit zeigt sich für die österreichischen Exporteure, dass sie – trotz hoher Flexibilitätsanforderungen an ihre Beschäftigten – ihrerseits den Beschäftigten ebenfalls mehr Flexibilität zugestehen. Die höheren zeitlichen Flexibilitätsanforderungen der exportierenden Unternehmen gehen auch mit höheren Löhnen und Gehältern einher. Allerdings werden Männer davon stärker begünstigt.
Detaillierte Zusammenhänge zwischen der Beschäftigung von Frauen und geschlechtsspezifischen Lohnunterschieden werden im Rahmen des FIW-Projekts „Frauen in der österreichischen Außenwirtschaft“ von Birgit Meyer, Klaus Friesenbichler und Harald Oberhofer auf Basis von Mikrodaten des Austria Mirco Data Center der Statistik Austria analysiert. Die Ergebnisse werden voraussichtlich Mitte 2023 als FIW-Studie publiziert
Bøler, E. A., B. Javorcik, und K. H. Ulltveit-Moe (2018). Working across Time Zones: Exporters and the Gender Wage Gap. Journal of International Economics 111 (1. März 2018): 122–33.
Böheim, R, M. Fink, und C. Zulehner (2023). Lohnunterschiede zwischen Frauen und Männern in Österreich von 2005 bis 2021. WIFO Research Briefs 4/2023.
Kvande, E. (2009). Work-life balance for fathers in globalized knowledge work. Some insights from the Norwegian context. Gender, Work & Organization, 16(1), 58-72.
Oostendorp, R. H. (2009). Globalization and the Gender Wage Gap. The World Bank Economic Review, 23(1), 141-161.
OECD (2023). FDI Qualities Review of Austria: Closing Gender Gaps and Empowering Women. OECD Publishing Paris.
ist Ökonomin und in der Forschungsgruppe „Industrieökonomie, Innovation und internationaler Wettbewerb“ tätig. Zudem ist sie Lektorin am Institut für Internationale Wirtschaft an der Wirtschaftsuniversität Wien und External Research Fellow am Kieler Zentrum für Globalisierung (KCG). Sie hat einen Abschluss in Volkswirtschaft von der Universität Bonn und promovierte 2016 an der Universität Kiel. Für ihre Dissertation erhielt sie 2017 den Fakultätspreis für herausragende Promotionen der Universität Kiel. Während ihrer Promotion war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Kiel Institut für Weltwirtschaft und der Universität Kiel. Ihr Forschungsschwerpunkt liegt in der Analyse der Effekte der Globalisierung auf Innovation, Investitionen und Entwicklung. Hier fokussiert sie sich insbesondere auf die Analyse der Effekte von Auslandsdirektinvestitionen, multinationaler Unternehmen und internationalem Handel auf Unternehmens- und Branchenebene. Dazu hat sie mehrere Projekte durchgeführt, u. a. für Einrichtungen wie der Weltbank oder UNIDO. Eine Vielzahl ihrer Arbeiten wurden in akademischen Journals veröffentlicht, darunter The World Economy, World Development und Review of World Economics. Sie hält Vorträge auf zahlreichen Konferenzen und Workshops. Bei der Jahrestagung der Nationalökonomischen Gesellschaft (NOeG) 2019 erhielt sie den Young Economist Award für ihre Forschungsarbeit.
Since the start of 2022 the euro depreciated by some 15%, beginning the year at 1.14 USD per EUR and declining below parity towards 0.97 recently. One major factor causing this decline can be viewed as truly exogenous: the war in Ukraine was unexpected and resulted in several rounds of sanctions imposed on Russia, with sizeable negative repercussions on the EU’s export volumes and impairments for active foreign direct investment (FDI) of EU-firms in Russia. The EU received a second blow through rising energy prices. Many member countries showed a high dependence on Russian gas and oil, and the Russian government deliberately used its position to generate uncertainty in spot as well as futures gas markets leading to severe risk premiums after sanctions and countervailing measures by Russia were going back and forth. Due to its high dependence on Russian energy, the euro area suffered a set-back as a business location, making the euro area less attractive for passive FDI, destroying potential output, and finally leading to a depreciation of the euro vis-a-vis areas less exposed to Russia as a trade partner.
There is a second endogenous source for the devaluation of the euro, resulting from the build-up of inflationary pressure throughout the world economy, except Japan. The US-Federal Reserve Bank (Fed) was first confronted with rising inflation rates since in April 2021 (+4.2% YoY) while inflation in the euro area at that time still remained below target (+1.6% YoY). Both monetary authorities interpreted higher inflation rates as energy driven and transitory but by December 2021 the Fed changed its opinion and corrected its forward guidance from accommodative to restrictive. The Fed first announced to unwind its asset purchase program and started to increase the target rate by March 2022, while the ECB waited until the end of July 2022 to follow suit. By the end of September 2022 the target range for the US-interest rate reached 3% to 3.25% and the euro area‘s main refinancing rate was at 1.25%, creating an interest rate differential of almost 2 percentage points.
Deviations between US and European short term interest rates were a regular feature in the past. Figure 1 shows the interest rate differential between the US-target rate and the corresponding European equivalent from 1985 through 2022. A positive value on the horizontal axis implies that US-rates were above the main refinancing rate in the euro area. The vertical axis shows the exchange rate measured in USD per EUR. The slight negative slope of this cloud indicates that relatively high target rates in the US go along with a strong US-dollar, while a relatively high refinancing rate in the euro area typically involves a strong euro. The red dots in Figure 1 show the development from January to September 2022; the movement towards the lower right hand corner reflects the more aggressive policy stance in the USA together with the appreciation of the US-dollar.
Starting from this situation, what can we expect for the rest of 2022 and the following year? The WIFO forecast (Glocker – Ederer, 2022) expects a further tightening of monetary policy in both areas with the ECB acting more decisively such that the interest rate differential will be reduced to around 0.5 percentage points at the end of 2023. Accordingly, the euro will appreciate slightly (green dots in Figure 1), resulting in annual averages of 1.05 (2022) and 1.04 (2023) USD per euro with a trough in fall 2022. This development can be interpreted using the uncovered interest rate parity condition: after the US-monetary tightening, the USD must jump to a lower value (appreciation) in order to keep the interest parity condition valid, thus providing room for a consecutive depreciation which balances higher US-interest rates (Dornbusch, 1976). This adjustment mechanism does not hold empirically, however (Engel, 2014). A time-variable degree of asset market segmentation (Alvarez et al., 2009) or a liquidity premium on the deposit earning higher interest (Engel, 2016) provide alternative explanations.
Does the USD-EUR exchange rate actually jump around announcements dates of monetary policy actions? Figure 2 offers some insight. The lines in Figure 2 depict the exchange rate during the 10 business days before and after a monetary policy meeting, on which either the Fed (green) or the ECB (blue) announced a change in their target rate. To facilitate comparison, I norm the exchange rate for all episodes to unity at the day of the monetary policy announcement, thus a value of 1.02 indicates that the exchange rate was 2% above the level prevailing at the announcement date. The period runs from 16.3.2022, when the Fed published the first rate-hike through 21.9.2022, when the Fed increased the target range to 3% to 3.25%. Because both central banks explicitly use forward guidance, their moves appear to be somewhat expected. While the ECB does not seem able to move markets, the Fed announcements effectively make the dollar stronger, either at the date of the publication or even five to ten days ahead. Whether the ECB policy decision on 27.10.2022 includes some surprise element for the participants on the foreign exchange market, can be tracked in real time in Figure 2 over the next ten business days following the announcement date.
Finally, will there be consequences from the euro’s depreciation on the real economy? Probably price effects will dominate over the forecast horizon. A weaker euro implies higher import prices on intermediates, energy, consumer products, and tourism services in a period already plagued by inflationary strain. Such an environment makes it easier to pass-through higher import prices on to euro area customers. Positive wealth effects related to foreign USD-denominated portfolio investments by Europeans, however, will not compensate the price losses on international asset markets during 2022. Consequently, the potential positive effect on euro area consumption will remain limited. A cheaper euro will boost euro area exports, but at the same time weak foreign demand is likely to be the dominating force affecting international trade flows.
is Senior Economist at WIFO and has been working in the Research Group „Macroeconomics and European Economic Policy“ since 1994. From 1999 to 2002 he was editor-in-chief of WIFO-Monatsberichte (WIFO Monthly Reports). He is an expert in the Austrian Fiscal Council, lecturer at the University of Vienna and head of the Working Group on Economic Statistics and National Accounts of the Austrian Statistical Society. He works on issues of risk diversification, funded pensions, the European Monetary Union and econometric applications in the field of macroeconomics.